Autosuggestion
Der französische Apotheker E’mile Coue‘ (1857-1926) machte eine interessante Entdeckung: wenn er einem Patienten ein Medikament aushändigte, mit einer Bemerkung, wie etwa: „das wird Ihnen sicher gut helfen“, dann schien das Medikament wesentlich besser zu wirken, als wenn er es ohne Kommentar hergab. Er ließ sich das durch den Kopf gehen und erkannte die Wirkung der Autosuggestion.
Bekannt geworden sind vor Allem seine Formulierungen:
„Von Tag zu Tag geht es mir in jeder Beziehung besser und besser!“
oder, bei Leiden:
„Das geht vorbei, das geht vorbei, das geht vorbei, …“
Coue beschrieb zwei grundlegende Erkenntnisse:
- Jeder Gedanke in uns hat die Tendenz zur Realität zu werden.
- Nicht unser Wille, sondern unsere Einbildungskraft, die Fähigkeit, sich etwas glauben zu machen, ist eine unserer wichtigsten und wirksamsten Fähigkeiten.
Das Prinzip der Autosuggestion war erkannt!
Nun gibt es mehrere Arten mit Autosuggestion umzugehen:
Affirmationen, Autosuggestion als Mantra
Sie können sich die Suggestion immer wieder vorsagen, wie ein Mantra, das immer wieder wiederholt wird, bis es irgendwann zu einer inneren Wahrheit wird.
Es ist nicht einmal notwendig, dass Sie es laut sprechen, es reicht schon, wenn sie den Satz nur immer wieder in Gedanken wiederholen.
Diese Art von Autosuggestion nennt man auch „Affirmationen“.
Wenn Sie das mehrmals täglich machen, Tag für Tag, wird sich der Erfolg nach einiger Zeit einstellen.
Affirmationen sind eine der möglichen Methoden, wenn es darum geht, sich selbst zu ändern. Sie helfen dabei, die eigenen Gedanken allmählich umzuprogrammieren. Ziel ist, das eigene Verhalten und die eigenen Gefühle zu dauerhaft zu verändern. Denken, Handeln und Fühlen beeinflussen einander wechselseitig und wenn man seine Gedanken mit Hilfe von Affirmationen dauerhaft ändert, dann ändert sich nach einiger Zeit auch das eigene Verhalten und die damit verbundenen Gefühle. Affirmationen sollten eher indirekt formuliert werden, wobei Sie durch ein wenig Experimentieren herausfinden können, welche Formulierung für Sie am besten passt.
Beachten Sie folgende Grundsätze:
Verwenden Sie positive Formulierungen!
🙂 „Ich ernähre mich gesund und werde täglich schlanker“, ist wesentlich besser als „Ich werde bald nicht mehr so dick sein“.
Das Gehirn kann positive Formulierungen einfach besser verarbeiten als negative.
Suggerieren Sie Verhalten. Ihre Affirmationen sollten sich auf Ihr Verhalten, Ihr Tun, Ihr Handeln beziehen.
Ereignis-Suggestionen sind meist unwirksam. „Ich habe einmal einen Ferrari“, oder „ich bekomme eine Gehaltserhöhung“, können Sie sich sparen.
🙂 „Ich finde einen Weg, mir einen Ferrari leisten zu können“ ist wesentlich besser.
🙂 Beispiel: „Ich arbeite erfolgreich daran, mein Einkommen kontinuierlich zu erhöhen“.
Ungeschickt formuliert wäre: „Ich habe ein Einkommen von 10000 Euro im Monat“
Auf die Erreichung Ihres Zieles sollten Sie so viel wie möglich Einfluss haben. Es muss für Sie machbar sein.
„Im Urlaub schönes Wetter“, können Sie vergessen, das können Sie nicht beeinflussen. Besser wäre, zB.: „Ich finde einen Urlaubsort, an dem es warm und sonnig ist 😎
🙂 Beispiele:
- „Meine Konzentrationsfähigkeit wird von Tag zu Tag besser“
- Bei Schlafstörungen: „Schlaf ist egal, ich erhole mich trotzdem“
- „Ich finde einen guten Weg mein Einkommen zu verbessern“
- „Ich halte zu mir und setze mich durch“
- „Ich ernähre mich so gesund, dass ich bald mein Idealgewicht erreiche“
- „Ich erkenne meine Ziele und komme ihnen Tag für Tag näher“
Affirmationen können auch genutzt werden, um Probleme zu bearbeiten. Wichtig ist, das Problem in ein Ziel umzuwandeln: “Was will ich anstelle dessen?” Nochmal: formulieren Sie lösungsgsorientiert. „Mein Kopf wird frei, klar und gesund“ ist wesentlich wirkungsvoller als: „mein Kopfweh verschwindet“. Achtung: Schmerzen sind Warnsignale. Schmerzunterdrückung durch Autosuggestion kann kontraproduktiv sein, wenn dadurch Krankheiten verschleiert werden. Das Gleiche gilt natürlich auch für Schmerztabletten.
Nach ein paar Tagen Affirmationstraining, merken Sie wahrscheinlich auch schon die ersten Ergebnisse. Es kann auch sein, dass es sich erst einmal kurz verschlimmert, bevor es besser wird. Machen Sie sich dann nicht zu viel Druck. Machen Sie noch eine Zeit lang locker weiter. Das alte Verhalten und die zugehörigen Emotionen sitzen oft tief und brauchen Zeit, sich zu ändern.
Wenn Sie aber merken, dass mit dem Üben immer mehr und mehr negative Gefühle auftauchen, weil Sie Ihnen Ihre Affirmationen schon auf die Nerven gehen, dann hören Sie damit auf. Es kann sein, dass Ihr Unterbewusstsein längst Bescheid weiß u8nd ohnehin schon am Umsetzen ist, oder es kann sein, dass es momentan nicht die Methode der Wahl für Sie ist. Dann machen Sie einfach etwas anderes.
Autosuggestion, kombiniert mit Entspannung
Sie versetzen sich zunächst in einen Zustand der tiefen Entspannung (durch Autogenes Training, Progressive Muskelrelaxation, Atemübungen, Selbsthypnose, etc….) und sprechen sich die Suggestionen innerlich immer wieder vor.
Wenn Sie das jeden Tag machen, z. B. in der Früh, nach dem Aufwachen, und am Abend, vor dem Einschlafen, werden ihre Suggestionen beginnen, sich zu verwirklichen.
Autosuggestion in Selbst- Hypnose
Nächste Möglichkeit: Im Zustand der Tiefentspannung (Selbst- Hypnose) begeben Sie sich gedanklich in die Situation, in der Ihr Ziel bereits Wirklichkeit geworden ist. Dann achten Sie bewusst auf:
- all das, was Sie sehen können, z. B. Farben, Licht, Gewand, Umgebung, Menschen, Tiere Pflanzen, Gegenstände, Landschaft, usw….
- wiederholen Sie fünfmal Ihre Affirmationen
- auf alles was Sie hören können, z.B. Stimmen, Gesagtes, Klänge, Geräusche, Vogelstimmen, Verkehrslärm, das Rauschen eines Baches, usw….
- wiederholen Sie fünfmal Ihre Affirmationen
- achten Sie auf alles Spürbare, wie z.B. Umgebungstemperatur, den Boden unter Ihren Füßen, Luftzug, Berührungen, das Gefühl in Ihrer Brust, usw…
- wiederholen Sie fünfmal Ihre Affirmationen
- vielleicht gibt es auch einen typischen Geschmack, den Sie sich auf der Zunge zergehen lassen können, wie süß, sauer, bitter, salzig, Himbeereis, oder auch Wiener Schnitzel, usw….
- wiederholen Sie fünfmal Ihre Affirmationen
- und auch auf alle Gerüche und Aromen, die sie wahrnehmen.
- wiederholen Sie fünfmal Ihre Affirmationen
Zur Verstärkung können Sie diesen Vorgang nun dreimal durchlaufen. Jedesmal werden Sie tiefer in die gewollte Situation eintauchen, jedesmal wird die Situation immer bekannter und vertrauter für Sie.
Weitere Verstärkung der Autosuggestion in Selbst- Hypnose: der“New Behaviour Generator“ aus dem NLP
Nun können Sie den Effekt der Autosuggestion nochmals steigern in dem Sie Bewegung dazugeben, sehen Sie die Situation als Film mit zeitlichen Abfolgen, Veränderungen und Entwicklungen.
- Stellen Sie sich die Szene zunächst so vor, als würden Sie sie in einem Film sehen, mit einem, Ihnen bekannten Menschen, von dem Sie wissen, dass er das gewünschte Verhalten echt gut drauf hat, als Hauptdarsteller.
- Dann stellen Sie sich die selbe Filmszene vor, in der Sie nun selbst der Hauptdarsteller sind, und beobachten Sie sich selbst bei der Ausführung der gewünschten Tätigkeit.
- Und last but not least: tun sie so in Ihren Gedanken, als wäre das alles Realität, in der Sie nicht Zuschauer sind, sondern Hauptakteur. Sie verhalten sich genau so, wie Sie das gerne möchten und, sie sehen mit eigenen Augen was rund um Sie geschieht, Sie hören mit Ihren eigenen Ohren, sagen selbst, was es zu sagen gibt, Sie spüren wie Sie sich bewegen, stehen, sitzen, Sie fühlen den Stoff Ihres Gewandes auf der Haut und sie erleben Ihre Stimmung und Gefühle. Und Sie schmecken und riechen tatsächlich mit eigener Zunge und Nase. Sie agieren genau so, wie sie sich in einer derartigen Situation verhalten möchten, die Szene endet ganz und gar in Ihrem Sinne.
Sollten Sie das nicht schaffen, ein guter Trick: tun Sie einfach so, als ob Sie es könnten. Wirkt genauso gut!
Warum funktioniert es manchmal trotzdem nicht?
Obwohl die oben beschriebenen Techniken durchaus wirksam sind, kann es sein, dass sich trotzdem keine Erfolge einstellen.
Die Autosuggestionen, wie auch Hypnose, können nur dann funktionieren, wenn es keine weiteren Hemmnisse gibt, die das verhindern.
Stellen Sie sich vor, Sie wollen mit ihrem Auto von hier zu einem Zielort fahren. Auf diesem Weg müssen Sie u.a. eine bestimmte Straße nehmen, an der führt kein anderer Weg vorbei, wenn Sie zum Ziel wollen. Ihr Auto funktioniert tadellos, die Kunst des Autofahrens beherrschen Sie seit langem, der Weg ist Ihnen bekannt, der Tank ist voll.
Aber diese bestimmte Straße ist aufgrund eines Schadens gesperrt. Sie ist derzeit nicht passierbar. Dann kommen Sie einfach nicht ans Ziel. Die Straße muss zuerst repariert werden, bevor Sie sie entlang fahren können.
Wenn also Ihre Autosuggestionen nicht zu funktionieren scheinen, dann kann es sein, dass es etwas in Ihrer Psyche gibt, das Sie zuerst einmal auf die Reihe bringen müssen. Das kann alles Mögliche sein, wie systemische Verbote, oder zu wenig Selbstbewusstsein, oder Sie müssen lernen mit einer Beeinträchtigung umzugehen. Vielleicht müssen Sie sich zuerst einen anderen Job suchen, Glaubenssätze verändern, da kann es viele Gründe geben. Diesen Themen müssen Sie zuerst mal erkennen, sich damit befassen und für die anstehenden Probleme oder Gegebenheiten Lösungen finden. Vielfach gibt es vorher noch etwas zu lernen, Sie können ja auch keine Gleichungssysteme lösen, wenn Sie die Grundrechenarten nicht beherrschen, oder? Das hat mit dem Wirkungsprinzip Ihrer Autosuggestionen eigentlich nichts zu tun, aber Ihre Autosuggestionen haben vorab noch den falschen Fokus.
Hier braucht man einfach einen helfenden Dritten, einen Coach, oder bei Krankheiten, einen Arzt (zB. Psychiater), der das erkennen kann und Ihre Bemühungen in die richtige Richtung lenkt.
Um in der o.a. Metapher zu bleiben: Sie brauchen dann einen Straßenbau-Techniker, der Ihnen zeigt, welche Möglichkeiten es gibt, die Straße zu reparieren. Die Reparaturen müssen Sie natürlich auch selbst durchführen, ein Anderer kann das nicht für Sie tun.
Eines der Werkzeuge dafür sind Ihre Autosuggestionen. Aber wahrscheinlich brauchen sie noch Weitere.
Zusammenfassung
Es gibt also mehrere Arten, mit Autosuggestion zu arbeiten. Sogar unbegrenzt viele! Vielleicht entdecken Sie selbst sogar noch weitere Möglichkeiten. Ob sie in der Ich-Form, oder in der Du-Form formuliert sind, ob in der Gegenwart oder eher die Zukunft betreffend (von Tag zu Tag werde ich…, Ich lerne mich durchzusetzen…., ) ist meiner Meinung nach, individuell zu entscheiden. Sie müssen spüren, dass es passt.
Formulieren Sie positiv, tätigkeitsbezogen und unter Ihrem Einfluss stehend.
Achtung: wenn Sie sich eine rosa Zukunft suggerieren, mit dem Hintergedanken: „es wird eh‘ alles von selbst gut werden, ich brauch gar nichts tun“, dann haben Sie auf den falschen Dampfer gesetzt. So geht’s nicht!
Jede Methode hat ihre Vor- und -Nachteile. Ich schlage vor, probieren Sie alle eine Zeit lang aus und bleiben dann bei der Variante, die Ihnen am meisten Erfolg bringt.
Achten Sie aber darauf, dass der Weg ans Ziel frei ist, wenn nicht, müssen Sie ihn zunächst frei räumen. Auch das kann, wenn sinnvoll, mit Hilfe von Autosuggestionen erfolgen.
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É.COUÉ hebt sich aus der Schar seiner zahlreichen Konkurrenten deutlich hervor, weil er uns nicht mit einer vordergründigen Mentaltechnik abgespeist hat. Er machte alle darauf aufmerksam, dass jeder Mensch sein ganzes Leben lang ununterbrochen Autosuggestion betreibt. Größtenteils unbewusst: Wenn uns die Ergebnisse nicht gefallen, müssen wir gar nicht Autosuggestion lernen sondern BESSERE AUTOSUGGESTION.
Autosuggestion ist das Mittel, durch das sich alle Menschen ihre gesamten Lebensprobleme bescheren und/ oder groß machen. Was wir also dringend lernen sollten,ist. UMKEHREN.
COUÉ ist immer noch der Meister, von dem man am besten lernen kann, worauf es im Detail ankommt. Auf Youtube habe ich Wichtiges dazu berichtet.Auch das GENAUE Studium seiner Schriften kann sehr hilfreich sein. Guten Erfolg!
Franz Josef Neffe
Vielen Dank für diesen interessanten Komentar 🙂
ausgezeichnete Breitbanddarstellung, gut verständlich und wirksam.