Double-Binds – aufpassen!

Double-Binds – oder – „Wie man’s macht ist’s falsch!“

Ein Klassiker der Double Binds:

  • Frau: „Du fragst mich nie, wie es mir geht.“Inkongruez Double -Binds
  • Mann: „Wie geht es dir denn?“
  • Frau: „Das fragst du jetzt nur, weil ich das gerade gesagt habe.“
  • Mann: „Jetzt zickst du schon wieder.“
  • Frau: „Wer zickt denn hier, du oder ich?

Kennen Sie solche Situationen? Schon, oder? Was ist hier los???

Double-Binds sind Bindungen eines Menschen an paradoxe Mitteilungen oder Anweisungen von anderen Menschen, denen entweder nicht wirklich nachkommen kann, oder denen manDouble Bind Entscheidesich einfach nicht entziehen kann, egal wie man sich entscheidet. Die Double-Binds Theorie wurde von einer Gruppe um den Anthropologen und Kommunikationsforscher Gregory Bateson (1904-1980) entwickelt. Es diente als kommunikationstheoretisches Modell zur Entstehung von Psychosen.
Typische Merkmale einer Situation mit destruktiven Double-Binds sind:

  • Es liegt eine intensive vom Empfänger als existentiell wichtig empfundene Beziehung oder ein Abhängigkeitsverhältnis zum Gesprächspartner vor.
  • Der Empfänger ist in der Situation gefangen, in der vom Sender eine paradoxe Nachricht gesendet wird.
  • Der Empfänger ist nicht in der Lage sich kritisch mit der Nachricht auseinander zu setzen, um eine hilfreiche Reaktion bzw. Klärung zu erwirken. Das „Opfer“ reagiert auf die Aufforderung zum verlangten, aber unerfüllbaren Verhalten, z.B. Sei spontan!; Die alternative Reaktionsmöglichkeit, nämlich auf den Widerspruch hinzuweisen, erkennt das „Opfer“ nicht.
  • Eine adäquate Reaktion wird erschwert durch Verschleierung, Verleumdung und Verbot.

In der Alltagskommunikation von Menschen sind Double-Binds (Doppelbindungen) weit verbreitet, auch solche, die sich nicht unbedingt negativ auswirken müssen:

Beispiel:
Ein Mann lädt eine Frau zu einem Date ein. Dem Mann geht es um ein sexuelles Abenteuer, er weiß aber, wenn die Frau das merkt, wird sie sich nicht darauf einlassen. Er bekommt das, was er will, nur dann, wenn er glaubhaft den Eindruck erweckt, er wolle es nicht. Als Folge werden in seinem Verhalten verschiede einander ausschließende Signale zu beobachten sein. Die Frau wiederum ist nicht abgeneigt, sich mit ihm zu treffen, aber nur dann, wenn er ernsthaft an ihr interessiert ist. Sie weiß aber, dass sie erotische Signale aussenden muss, damit der Mann sich überhaupt für sie interessiert. Sie erhält das, was sie will, also nur dann, wenn sie signalisiert, zu etwas bereit zu sein, was sie nicht will. Auch ihre Signale werden widersprüchlich und verwirrend sein. Beide befinden sich in einer Double-Bind-Situation, die, wenn sie positiv verläuft, zu einem spannenden (wenn auch für beide Seiten bisweilen verwirrenden) Flirt wird, die aber, wenn sie negativ verläuft, zu einer unangenehmen Erfahrungen führen kann.

Die Suppenfalle

Nehmen wir an, eine Frau fragt ihren Mann: „Diese Suppe ist nach einem ganz neuen Rezept – schmeckt sie dir?“ Wenn sie ihm schmeckt, kann er ohne weiteres „ja“ sagen, und sie wird sich freuen. Schmeckt sie ihm aber nicht, und es ist ihm außerdem gleichgültig, sie zu enttäuschen, kann er ohne weiteres verneinen. Problematisch ist aber die Situation, wenn er die Suppe scheußlich findet, seine Frau aber nicht kränken will. Auf der sogenannten Inhaltsebene, also was die Qualität der Suppe betrifft, müsste seine Antwort „nein“ lauten. Auf der Beziehungsebene müsste er „ja“ sagen, denn er will sie ja nicht verletzen. Was sagt er also? „schmeckt interessant“, in der Hoffnung, dass seine Frau ihn richtig versteht. Oder er sagt: „Schmeckt ganz gut, brauchst du aber nicht wieder zu kochen“. (Watzlawick, Paul:  Anleitung zum Unglücklichsein“)

Wie findet man aus destruktiven Double-Binds heraus?

„Man kann ein Problem nicht innerhalb der Denkweise lösen, die zu dem Problem geführt hat.” (Albert Einstein)
Um destruktive Double-Binds aufzulösen ist es zunächst erforderlich, sie zu erkennen, um dann nicht weiter innerhalb des Double-Bind nach einer Lösung zu suchen, denn:

Innerhalb des Double-Bind-Feldes gibt es keine Lösung.

Deshalb muss man aus dem Double-Bind-Feld heraus gehen und eine Meta-Position einnehmen.
Dazu ist es hilfreich, die Verwicklung nicht allzu ernst zu nehmen.

“Wenn du es zu ernst nimmst, bist du in der Falle.” (Robert Dilts)

Dann kann man auch nach  der positiven Absicht, die hinter beiden Seiten des Double-Bind liegt, suchen. Damit kommt man einer Lösung näher.
Meist ist Hilfe von außen (außerhalb des Double-Binds Feldes) notwendig, auf einer anderen Ebene, zB. durch Coaching-Gespräche.
Den destruktiven Double-Binds kann ein Gegen-Paradoxon entgegengesetzt werden, das beispielsweise in einer hypnotischen Trance oder in Selbsthypnose erlebbar gemacht werden kann:
Der Klient erhält zunächst nacheinander, dann gleichzeitig positive Identitätsbotschaften mit dem zentralen Inhalt “Du bist okay!” Die Botschaften können zB. lauten:

  • „Du bist in Ordnung, wenn du A machst.”
  • „Du bist auch in Ordnung, wenn du B machst.”
  • „Du bist in Ordnung, wie immer du dich entscheidest.“
  • „Du bist in Ordnung, wenn du dich nicht entscheiden kannst.”
  • „Du hast die Fähigkeit, gute Entscheidungen zu treffen.“
  • „Du bist in Ordnung, dein Leben hat einen Sinn.“
  • „Du hast die Fähigkeit, mit Herausforderungen kreativ umzugehen.“
  • „Du kannst Neues lernen.“

Wenn der Klient sich dann, aufgeladen durch dieses Klangfeld, wieder in die Situation des destruktiven Double-Binds hineindenkt, so nimmt er dieselbe Situation anders wahr. Der Double-Bind kann sich auflösen, und es entstehen Verhaltensweisen oder Wahlmöglichkeiten, die vorher nicht erkennbar waren.

Positive Double-Binds: „Wie man’s mach ist’s richtig!“

Meistens werden Double-Binds in der Hypnose-Literatur dargestellt, als eine Technik beiDouble-Binds positiv der dem Klienten scheinbar eine Wahl angeboten wird – diese ist aber keine Wahl, sondern eigentlich ein Dilemma. Denn egal, wie der Klient sich entscheidet, er akzeptiert damit die enthaltene Suggestion (Vorannahme, Unterstellung, Präsupposition). Dieses Dilemma kann und soll sich auch durchaus positiv auswirken.

In den folgenden beiden Sätzen finden sich Double-Binds, die zu einer versteckten Suggestion führen. Kannst du sie erkennen?

„Möchten Sie langsam oder eher schneller in Trance gehen?“
Egal wofür Sie sich entscheiden, Sie werden in Trance gehen.

„ich frage mich, ob du erst diese angenehme Schwere, oder die intensive Ruhe spürst, die deine Trance vertieft…“
Egal ob Schwere oder Wärme, die Trance wird vertieft.

Klient: „ich kann einfach nicht nein sagen, wenn mich jemand um etwas bittet.“
Coach: „dann bitte ich Sie, ab jetzt immer nein zu sagen, wenn sie einer Bitte nicht nachkommen wollen. Werden Sie das tun?“
Antwortet der Klient nun mit nein, dann beweist er dadurch, dass er durchaus doch nein sagen kann. Antwortet er hingegen mit ja, dann verpflichtet er sich damit künftig nein zu sagen, wenn er etwas nicht tun will. Er ist gefangen.

Allerdings wirken derartige Suggestionen manchmal etwas „einfach gestrickt“, sie sind relativ leicht zu durchschauen. Es gibt aber auch eine besondere (besonders geniale) Art von Double- Binds. Ich nenne sie

Sich selbst-beweisende Double-Binds

Das sind Formulierungen bei denen sowohl eine Ablehnung, als auch eine Zustimmung die Richtigkeit der enthaltenen Suggestion beweist und damit verstärkt. Sie sind folgendermaßen konstruiert:
Es gibt zwei Alternativen, A und B, die scheinbar einander ausschließen. Die „Selbstbeweisenden Double-Binds“ stellen nun einen kausalen Zusammenhang der Art:

A bewirkt B und beweist dadurch die Aussage

her, und liefern auch mehr oder weniger direkt oder indirekt die logische Begründung dafür.

Beispiele:

  • „Je tiefer du in Trance gehst, desto wacher wirst du dich fühlen“
  • „Je wacher du dich fühlst, desto tiefer bist du in Trance“
  •  „die beste Rache ist Verzeihung“
  • „mit einer Frau, die so einen Trottel wie mich attraktiv findet, möchte ich nichts zu tun haben!“
  • “Ich habe so viel falsch gemacht. Jahre meines Lebens habe ich sinnlos vertan”, seufzte sie. Mit diesen Worten vertat sie weitere Jahre ihres Lebens sinnlos.Double-Binds Ring
  • „Sie wollen niemanden enttäuschen, und deshalb tun Sie nur sehr wenig. Dadurch enttäuschen Sie die Menschen. Würden Sie die Menschen enttäuschen, wären sie weniger enttäuscht.”
  • Klient: “Meinen Sie, Sie können mich dazu bringen, dass ich weiß, was ich will?”
    Coach: “Ich habe sehr raffinierte Methoden. Je mehr Sie wissen werden, was Sie wollen, desto weniger werden Sie  denken, es hätte etwas mit mir zu tun.”
  • „Je unruhiger du dich jetzt noch fühlst, desto mehr kannst du jetzt lernen, Ruhe zu empfinden….“
  • „Nimm das Leben nicht zu ernst, dazu ist es viel zu wichtig…..“
  • „Arbeite hart daran, es dir leicht zu machen…..“
  • Klient: ich bin so ein schlechter Beobachter; nie fällt mir etwas Wesentliches auf“
    Coach: „das hast du sehr gut beobachtet…..“
  • Je mehr ich arbeite, desto weniger desto mehr verdiene ich. Je mehr ich verdiene, desto weniger muss ich arbeiten.
  • „Du kannst dir erlauben, jetzt ganz tief einzuschlafen und zu träumen.  Du träumst davon, total wach zu sein und nicht zu merken, wie du immer tiefer in Trance gehst….“

Sehr bekannt ist folgende Geschichte. Es gibt sie in zwei Versionen (Ich persönlich nehme an, es handelt sich um eine Art „moderner Märchen“ – aber sehr gut erfunden!). Sie ist sehr unterhaltsam, und ein Beispiel für gekonntes Pacing und Utilisierung. Wenn man genau aufpasst, kann man auch einen geniale Double-Binds in ihr entdecken:

Version Erickson:
Milton Erickson wird von einer psychiatrischen Anstalt um Hilfe gebeten. Es geht um Milton Erickson cartoon1einen Patienten mit multipler Persönlichkeitsspaltung. Der Patient meint Jesus Christus zu sein. Er weigert sich in der Anstaltstischlerei mitzuarbeiten. Das halten aber die Ärzte für als therapeutisch notwendig, damit der Patient wieder Anschluss an die „Realität“ findet.
Erickson spricht mit dem Patienten: „Ich habe gehört, Sie sind Jesus Christus?“ Der Patient stimmt zu. Erickson: „und es ist Ihnen wichtig Menschen zu helfen?“ Patient: „ja, das stimmt.“ Erickson: „und von Beruf sind Sie Zimmermann“ Patient: „Ja.“  Wir haben da ein Problem in unserer Tischlerei. Zu wenig Mitarbeiter. Könnten Sie uns vielleicht ein wenig aushelfen?“ Der Patient konnte sich nicht weigern und die Therapie konnte fortgesetzt werden.

Version Richard Bandler:
Richard Bandler wird von einer psychiatrischen Anstalt um Hilfe gebeten. Es geht um RichBandCart2einen Patienten mit multipler Persönlichkeitsspaltung. Der Patient meint Jesus Christus zu sein.
Bandler organisiert einen Trupp Schauspieler, als römische Legionäre verkleidet. Ein paar davon haben die Aufgabe, im Hof, vor dem Fenster des Patienten, ein Kreuz zu errichten.
Der Patient beobachtet das sehr verwundert und sorgenvoll.
Mit zwei anderen „Legionären“ begibt sich Bandler in das Zimmer des Patienten, und sie beginnen an ihm Maß zu nehmen.
Angeblich  war der Patient augenblicklich wieder „gesund“.

Gibt es hier Double-Binds?
Hier handelt es sich um eine so komplexe und verwirrend gehaltene Formulierung, dass eine Überprüfung der möglichen Entscheidungen durch komplette Verwirrung unmöglich gemacht wird. Dadurch wird das Bewusstsein so beschäftigt, dass die eigentliche Suggestion mehr oder weniger unbemerkt durchrutscht:

„Sie wissen nicht richtig, ob es Ihnen in einer Stunde besser geht, oder in zwei Tagen…oder ob es zwei erträgliche Tage in einer Stunde sein werden…Sie wissen nicht, ob es Ihnen besser gehen wird…in einer Stunde, nach einer Stunde Erholung oder in einer Stunde bevor Sie  eine Stunde der Erholung erleben…die einer Stunde der Linderung folgt…eine Stunde der Linderung, die verstreicht…bis Sie zwei Tage der vollen Erleichterung erleben…jetzt. Und dann können Sie feststellen, dass die Erleichterung, die Sie jetzt verspüren, morgen noch da sein wird … und morgen wird ihnen heute in angenehmer Erinnerung sein … angenehmer als gestern …“

Konntest du darin „Double-Binds“ finden? Raffiniert, nicht wahr?

 

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