Lernen mit der Lernmaschine

Während meiner Studienzeit bin ich auf etwas gestoßen, dass mir das Lernen für die Uni wesentlich erleichtert hat:

das Lernen mit der Lernmaschine – die „Karteikasten-Methode“

ich finde das Karteikastenlernen so effektiv, dass ich es als Lernmaschine bezeichnen möchte. Es gibt heutzutage natürlich dieses Lernsystem digital aufbereitet, es sind entsprechende Apps verfügbar, die Sie sich auf Ihr Handy laden können.

Zunächst möchte ich Ihnen die Originalversion beschreiben, damit wird auch klar, welchen Background die digitalen Anwendungsprogramme haben.

Lernkartei Schema

Lernen mit der Lernkartei

Bitte stellen Sie sich einen Karteikasten vor, der fünf Fächer hat. Die Fächer sind so groß, dass handelsübliche Karteikarten hineinpassen und oben noch ein wenig hinausragen.

Das erste Fach ist nur so tief, dass ca fünf Karteikarten hineinpassen, nicht mehr. Das nächste Fach ist tiefer, es soll ca. zehn Karten fassen können. In das dritten Fach sollen ca. zwanzig Karten hineinpassen, in das vierte Fach vierzig und in das Fünfte etwa achtzig Karteikarten.

Nehmen wir einmal an, Sie wollen Spanisch lernen.
Für die ersten fünf Vokabel nehmen Sie fünf Karteikarten. Sie schreiben jeweils die deutschen Ausdrücke auf die Vorderseite, die spanische Übersetzung auf die Rückseite der Karten. Dann stecken Sie die Karten in Fach Nr. 1 Ihrer Lernkartei.

Jetzt geht’s los: Sie nehmen nun die vorderste Karteikarte und lesen das deutsche Wort. Dann überprüfen Sie, ob Ihnen prompt der spanische Ausdruck dafür einfällt. Wenn ja, dann kommt die Karte ins nächste Fach. Wenn nein, dann kommt sie wieder in Fach eins, ganz nach hinten.

Das gleiche machen Sie dann mit der zweiten Karte, mit der dritten Karte usw. Jene Karten, die durchgefallen sind kommen zurück in Fach eins, die anderen in Fach zwei.

Angenommen, es befinden sich nun zwei Karten, die Sie gewusst haben im Fach 2, die anderen drei in Fach eins. Dann schreiben Sie sich zwei neue Karteikarten und stecken Sie nach hinten in Fach eins. Danach arbeiten Sie sich wieder Karte für Karte durch. Nun haben Sie vielleicht schon fünf Karten in Fach 2 und zwei in Fach 1. Sie ergänzen Fach 1 wieder mit neuen Vokabelkarten auf fünf und machen weiter wie gehabt. Mit der Zeit wird sich Fach 2 füllen. Ist es voll, dann nehmen Sie es in Angriff. Sie machen nun Karte für Karte durch. Haben Sie die Lösung gewusst, dann ab in Fach 3, wenn nicht zurück in Fach 1.
Ist Fach 1 voll, bevor Fach 2 leergelernt ist, gehen sie wieder die Karten des ersten Faches durch und „lernen sie nach hinten“. So machen Sie weiter, bis alle Fächer voll sind. Karte gewusst -> nächstes Fach, Karte nicht gewusst -> retour ins vorhergehende Fach. Ist ein Fach voll, lernen Sie es einfach wieder frei. Wenn Sie soweit sind, dass im fünften Fach kein Platz mehr ist, dann gehen Sie wieder ganz genau so vor. Die  Vokabel, die Sie wissen, können Sie nun mit ruhigem Gewissen irgendwo archivieren, die werden Sie so schnell nicht mehr vergessen, garantiert nicht!

Auf diese Art lernen Sie immer nur die Vokabel, die Sie noch nicht können. Und die , die Sie bereits gewusst haben wiederholen Sie in immer größeren zeitlichen Abständen, je nach Fach. Das ist außerordentlich effizient!

Außerdem macht es Spaß. Die meisten Menschen sind neugierig, ob sie das nächste Wort auch wieder wissen, oder nicht. Das ist wie bei einem Quiz. Die Vorderseite wirkt wie eine Quizfrage. Reflexartig wollen Sie wissen, ob Sie die Antwort kennen oder nicht. Oft kann man gar nicht aufhören.

Wenn Sie Karteikarten in unterschiedlichen Farben verwenden, dann können Sie wunderbar beobachten, wie die einzelnen Farben mehr und mehr nach hinten wandern. Dadurch wird Ihr Lernerfolg sichtbar. Das ist stark motivierend.
Auch ganze Sätze und Redewendungen kann man auf diese Art lernen.

Die Karteikasten-Methode beschränkt sich nicht nur auf das Sprachenlernen. Sie eignet sich auch sehr gut für das kleine und große Einmaleins sowie Einspluseins. Dabei ist es  wichtig, nur sehr schnelle Antworten als erfolgreich zu werten, weil die Ergebnisse auswendig gewusst und nicht ineffektiv durch Abzählen ermittelt werden sollen.

Weiters können Sie Definitionen damit ebenso lernen, wie Geschichtsdaten, Prüfungsfragen für den Führerschein, mathematische und chemische Formeln, sowie Kreuzworträtselantworten und vieles mehr. Bei komplexeren Themen besteht der Trick darin, den Lehrstoff in viel einzelne Fragen zu zerlegen, die mit relativ kurzen Angaben zu beantworten sind. Weniger geeignet ist die Methode, um sich längere Texte zu merken. Aber mit etwas Fantasie ist sie vielseitig einsetzbar.

Mittlerweile haben findige Programmierer dieses Lernsystem in passende Software gegossen. Suchen Sie einmal im Internet nach Begriffen wie: Karteikastenlernen, Vokabeltrainer, lernen mit Karteikarten u.ä.. Sie werden genügend Apps finden. Manche sind gratis, andere muss man bezahlen. Nun müssen Sie ausprobieren und herausfinden, mit welchen Sie am besten klar kommen. Nicht nur die Lernsoftware gibt es elektronisch, sondern auch ganze Vokabellisten, die Sie importieren können. So sparen Sie sich das Kärtchenschreiben. Laden Sie die entsprechende App auf Ihr Handy. Nun können Sie in der U-Bahn, im Wartezimmer beim Arzt, oder sonst wo, immer wenn Sie Zeit haben, Ihren Lernstoff in Ihr Gedächtnis „einspeichern“.

Noch ein Tipp: wenn es Daten gibt, die Sie sich partout nicht merken können, egal. Take it easy!  Keine Anstrengung. Nur nicht lange den Kopf zermartern. Ist ja nicht Ihre Schuld, dass die richtige Antwort so widerspenstig ist. Können Sie’s, dann ein Fach weiter, wenn nicht, zurück ins vorige Fach. Macht nichts. Irgendwann wissen Sie es, ganz sicher!

Eines noch, zum Abschluss: es gibt solche Karteikästen zu kaufen. Allerdings haben diese keine unterschiedlich tiefen Fächer, sonder einfach Zwischenkarten, mit denen die Fächer von einander abgeteilt werden. Das ist eine Schwachstelle, denn wenn die Fächer klar definierte Tiefen haben, die nicht verstellbar sind, ist man gezwungen sich an die Spielregeln zu halten. Wenn man die einzelnen Lernstufen mit Zwischenkarten unterteilt, dann passiert es oft, dass die Tiefe der Fächer durcheinander kommt. Daher empfehle ich, die Karteikästen selbst zu basteln, zum Beispiel aus Karton.
Sollten Sie aber Karteikästen mit fixen Fachtiefen, dann schreiben Sie mir bitte, wo man diese kaufen kann. Nicht jeder ist ein guter Bastler.

 

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