Verführungshypnose

Verführungshypnose! – Ist es ethisch und moralisch gerechtfertigt, Hypnose dazu zu verwenden, um einen Mann oder eine Frau zu verführen? Die Frage stellt sich eigentlich gar nicht, denn:
Jemanden dazu zu bringen, sich in dich zu verlieben, ist in vielerlei Hinsicht das Gleiche, wie jemanden dazu zu bringen, in eine hypnotische Trance zu gehen. Kein Wunder, ist doch der Zustand der Verliebtheit mit Sicherheit ein intensiver Trancezustand, also ein hypnotischer Zustand.
Dieser Vorgang des Verliebens findet normalerweise spontan, zufällig, manchmal gewollt aber doch unwillkürlich statt. Wir können jedoch durchaus darauf Einfluss nehmen, wie sehr wir unsere Traumfrau, bzw. unseren Traummann in unseren Bann ziehen können. Der Prozess ist in der Hypnose wohlbekannt: Pacing – Aufbau von Rapport – Leading.

Pacing, die erste Stufe der Verführungshypnose

„Nicht dass die Menschen verschieden sind ist gut, sondern dass sie gleich sind.
Die Gleichen gefallen sich. Die Verschiedenen langweilen sich.“
(Bertolt Brecht, Geschichten vom Herrn Keuner)

Es ist seit langem bekannt, dass Menschen, die sich gut verstehen, sich aneinander angleichen. Der Ansatz beim Pacing ist, sich anzugleichen, um sich besser zu verstehen! Aber nicht nur hierfür ist Pacing wichtig. Beim Pacing (Angleichen) begebe ich mich in die Welt des Anderen, ich übernehme seine Haltung, Atmung, Sprachmuster, Strategien, Sichtweisen… Damit wird Pacing zu einem sehr wichtigen Werkzeug, um jemand anderen wirklich zu verstehen.

„Um jemanden zu verstehen, musst du erst eine Strecke weit in seinen Mokassins gegangen sein“ (alte Indianerweisheit)

Pacen (engl. pace m: schreiten, gleichschreiten, einhergehen) „bedeutet, sich in der Körperhaltung, dem Sprachverhalten, der Gestik und/oder dem Atemrhythmus dem Gesprächspartner anzupassen. Dadurch entsteht auf einer unbewussten Ebene ein intensiver und zuverlässiger Kontakt. Dieser Kontakt ist unabhängig von inhaltlichen Übereinstimmungen und daher besonders gut geeignet, auch in schwierigen, delikaten Situationen, wie dem Anbahnen einer Beziehung, eine stabile und positive Beziehung zu gewährleisten.“

Arten des Pacings:

Körperlich
Die gleiche Körperhaltung, wie der Gesprächspartner einnehmen, z.B. stehen, sitzen, vorbeugen, zurücklehnen, Beine überkreuzt oder nebeneinander, Handhaltung. Gleichzeitig die Kaffetasse nehmen, gleichzeitig rauchen, etc… Aber Achtung: kein Nachäffen!
Die gesprächsbegleitenden Gesten des Gegenübers zeitversetzt übernehmen, z.B. beim Antworten und nicht bereits beim Zuhören!

Verbal
kann man pacen durch:
Wiederholen wichtiger emotionaler Worte
Angleichen der eigenen verbalen Signale an die des Gesprächspartners.
Verwendung des Wortschatzes des Gesprächspartners,
Angleichung an das bevorzugte Repräsentationssystems
Würdigen bestimmter Dinge beim Anderen
Ersetzen des Wortes „aber“ durch das Wort „und“

Über Kreuz Pacing
Einfache Form: bestimmte Signale in einem anderen System spiegeln, z.B. Atemrhythmus durch Handgesten.
Komplexe Form: Kombinierte Botschaften (z.B. Inkongruenzen) über Kreuz spiegeln, z.B. hektische Sprechweise und ruhige Körpersprache durch ruhige Sprechweise und hektische Körpersprache spiegeln.

Pacen kann man auch:.
1.    Umwelt: Uhr, Auto, Bücher, Job, Kleidung, …
2.    Tätigkeiten: (Klassisches Pacing) Mimik, Gestik, Stimme (Lautstärke, Sprechgeschwindigkeit, Intonation), Dialekt, Atmung
3.    Fähigkeiten: Alles was mit „Ich kann“ anfängt, z.B. Sport, Hobby, Zaubern, Handlesen, …
4.    Ansichten, Regeln, Werte, Emotionen, …
5.    Identitäten: Alles was mit „Ich bin“ anfängt, z.B. Beruf
6.    Systeme: Gleiche Freunde, Bekannte, Clubs, Vereins- oder Religionsmitgliedschaft, …

Hinweise & Beispiele
Beim Pacing sieht man nur an der Reaktion des Anderen, ob das, was man „gemacht“ hat Pacing oder das Gegenteil, nämlich Mismatching war. All zu plumpes Pacen (Spiegeln) kann verunsichern oder Angst/Mistrauen/Agresssion auslösen – also genau das Gegenteil von dem, was beabsichtigt war!
Insbesondere Gesten sind oft denkbar ungeeignet für unmittelbares Pacen, sondern sollten höchstens zeitversetzt gespiegelt werden. Beachte allerdings den Kontext. Verwendet beispielsweise jemand in einem Gespräch eine weite Armbewegung um etwas zu unterstreichen und du spiegelst sie unmittelbar, so wird das vermutlich etwas eigenartig wirken. Verwendest du diese Bewegung etwas später während du antwortest, kann das hingegen eine gute Wirkung haben. Atmung eignet sich sehr gut für Pacing. Atme im Gleichklang mir deinem/er Partner/in.
Durch Pacing schaffst du Rapport.

Rapport, die Grundlage der Verführungshypnose

Hast du schon einmal ein wirklich gutes Tanzpaar über das Parkett schweben sehen? Sie scheinen eine Einheit zu bilden, bewegen sich gleichzeitig und harmonisch und obwohl sie nicht miteinander sprechen, wissen beide jederzeit, welchen Schritt, welche Drehung, welche Bewegung sie ausführen müssen, um im Gleichklang mit der Musik und dem Partner zu bleiben. Sie sind in Rapport zueinander.
Rapport bedeutet Übereinstimmung, guter Kontakt und Gleichklang auf einer überwiegend unbewussten Ebene.
Bei der Anbahnung von gewollten Beziehungen (er macht ihr den Hof, sie macht ihm schöne Augen) ist das bewusste Herstellen von Rapport von großem Vorteil, zum Aufbau vertrauensvoller Kommunikation. Diese Erkenntnis nutzt auch die Verführungshypnose. Der Rapport ist ein wichtiges Element in der zwischenmenschlichen Kommunikation und gehört entsprechend beachtet (geschult).
Rapport ist der Zustand verbaler und nonverbaler Bezogenheit von Menschen aufeinander. Es handelt sich um eine starke Form von Empathie. Je positiver der Kontakt durch den Einzelnen bewertet wird, desto stärker wird seine Anpassung (Bezogenheit) an das Gegenüber. Diese Anpassungsbereitschaft machen wir uns beim hypnotischen Flirten zunutze, indem wir zum Leading übergehen.

Leading, die Anwendung der Verführungshypnose

Nachdem du durch das Pacing  Vertrauen  erworben hat, kannst du zum Leading (englisch: führen) übergehen.  Dabei spielt das Win-Win-Prinzip eine wichtige Rolle: Leading soll so genutzt werden, dass beide Partner(sowohl die führende Person als auch die geführte Person) einen Nutzen aus der Führung haben, z.B. ein angenehmes Gemeinsamkeitsgefühl, ein tiefgehendes Gespräch, das einander Kennenlernen, einander näher kommen, eine von beiden gewollte sexuelle Begegnung. Leading ist das Führen in eine Win-Win-Situation.
Es geschieht immer wieder, dass deine Führung verloren geht. Du merkst dann, dass er/sie dir nicht folgt. Keine Panik, dass ist normal. In dem Fall wirst du den Rapport durch Pacing wieder aufnehmen und versuchen ihn zu verstärken. Dann beginnst du vorsichtig wieder zu führen.
Aber was heißt jetzt führen? Wohin? Und wie?

Verführungshypnose (Leading)  heißt in diesem Fall, ihre/seine Gedanken auf Situationen zu lenken, in der romantische Gefühle, Gefühle des „Sich Verliebens“, der Erotik vorherrschend sind. Wenn du ihn/sie gedanklich in solche Situationen führst, dann treten derartige Emotionen wie von selbst auf. Es ist das gleiche Prinzip wie bei der indirekten Hypnose. Beginne deine Sätze mit: „Hast du je…, wie wäre es wenn…, kannst du dir vorstellen, wie…, Angenommen…, etc.  Und daran hängst du dann Fragen die Ihn/sie in den gewünschten Zustand führen, zum Beispiel:
„Hast du jemals die totale Aufregung erlebt, dich zu verlieben?“
„Wie wäre es, wenn dir auf einmal auffällt, dass du immer erregter wirst?“
„Kannst du dir vorstellen, wie es sich anfühlt, jemanden kennenzulernen, und festzustellen, dass man ihn/sie total gern mag?“
„Angenommen, mann könnte das Knistern der Erotik nicht nur hören, sondern auch sehen und spüren. Wie würde es aussehen, wie würde es sich anfühlen?“
„Vorhin hast du mir erzählt, was du gerne magst. Du hast gesagt, du liebst den Sternenhimmel, nicht wahr? Ist es nicht wunderbar wenn der dunkle Nachthimmel glitzert, als wäre er mit Millionen Diamanten bestick? Wollen wir nicht hinaus gehen, irgendwohin, wo wir diese Pracht in Ruhe betrachten können? Mit welchen Gefühlen ist dieser Anblick für dich verbunden? Kannst du dir vorstellen, wie diese Situation auf ein Pärchen wirken mag, die im Begriff stehen, sich ineinander zu verlieben? Was meinst du, würde das auch auf dich romantisch wirken? In welchen Situationen hast du dich schon verliebt? Inwieweit waren das auch „Sternenhimmel-Situationen“?“

Verführungshypnose ist äußerst wirksam. Denn es ist wunderschön hypnotisch verführt zu werden. Eine Verführung ist eigentlich immer ein hypnotischer Prozess. Je gekonnter, desto hypnotischer.

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