Die (geheime) Wirkung von indirekten Suggestionen, Teil 2

Haben Sie Teil 1 der indirekten Suggestionen gelesen? Haben Sie schon genug, oder sind Sie bereit für eine weitere Portion? Ich verspreche Ihnen, die Anwendung dieser Sprachmuster, die diesen indirekten Suggestionen zugrunde liegen, ist extrem wirksam. Dabei werden die Suggestionen nicht als Anweisung, die man befolgen oder ablehnen kann gegeben. Man formuliert sie eher als Erlaubnis oder als Anregung an die Fantasie des Klienten. Dadurch ist eine Reaktion wie: „das mach ich nichtätsch, du kannst mich nicht beeinflussen“ nicht möglich. Der Zuhörer wird an verschiedene mentale Zustände, die er mit Sicherheit schon einmal erlebt hat, erinnert. Er wird eingeladen, sich vorzustellen, wie es wäre wenn…. Er wird durch diese Suggestionsmuster geradezu dazu verführt, das zu tun was wir von ihm wollen – nämlich in Trance zu gehen. Freiwillig. Dadurch versetzt sich der Klient sich eigentlich selbst in einen Trancezustand, auch wenn er das gar nicht bemerkt.

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Suggestionsmuster Nr. 11: „Nominalisierungen“

Nominalisierungen sind „Verdinglichungen“. Es sind Hauptwörter, die so klingen, als bezeichneten sie Gegenstände, sie bezeichnen aber eigentlich Ereignisse oder Vorgänge. So ist eine „Faust“ eigentlich das „Zusammenballen und Zusammendrücken der Finger, bzw. der Hand.“ „Verständnis“ ist genauer betrachtet ein Prozess des Denkens und Fühlens. Nominalisierungen sind Hauptwörter, …“die sich nicht in eine Schubkarre legen lassen“.

Entspannung …, Ruhe …, Erfolg …, Liebe …, neue Einsichten gewinnen … … Erfahrung … … die Zukunft … … Freude … … Gedanke … … Vertrauen … … Gewissheit

Suggestionsmuster Nr. 12:  „Spiegeln der aktuellen Erfahrung“

Wir formulieren eine Beschreibung der momentanen sinnlichen Wahrnehmung des Zuhörers, welcher dieser nur zustimmen kann. Der Klient bekommt dadurch das Gefühl, wir könnten seine Empfindungen wahrnehmen, beziehungsweise wir könnten seine Gedanken lesen – folglich könnten wir auch seine Gedanken und Emotionen bestimmen (was aber nur bedingt der Fall ist, denn seine Gedanken und Emotionen kann jeder Mensch in Wirklichkeit nur selbst erzeugen). Wenn er das glaubt, dann glaubt er vermutlich auch, dass wir eine gewisse psychische Macht über ihn haben und ist der Meinung, dass er durch uns gesteuert wird. Es entsteht der Eindruck, unseren „übernatürlichen“ Fähigkeiten ausgeliefert zu sein. Das stimmt zwar so nicht, erhöht aber die Bereitschaft unsere Suggestionen anzunehmen.

So wie du dasitzt, diese Worte hörst, mich ansiehst … ... du hörst den Klang meiner Stimme, die dir sagt … … du spürst, wie des Sessel deinen Körper stützt … … dein Atem hat einen eigenen Rhythmus aufgenommen …

Suggestionsmuster Nr. 13: „Tilgung“

Das ist genau das „was zwischen den Zeilen steht“. Das Unausgesprochene, was nicht gesagt, aber gemeint wurde. Der Klient muss die Inhalte erraten, ohne dass er diesen Gedankenprozess als Raten erkennt und geht davon aus, dass wir genau das gemeint haben, was er sich denkt. Wir unterscheiden zwischen Einfacher Tilgung und Vergleichender Tilgung.

13.1 Einfache Tilgung:
Ein Satz, bei dem wesentliches weggelassen wird. Der Hörer füllt das, was nicht gesagt wird, mit seinen eigenen Gedanken aus. Dadurch wird eine sogenannte „Transderivationale Suche“ ausgelöst, also ein unbewusstes Nachdenken was es ist, dass nicht gesagt wurde.

… ich weiß, dass du neugierig bist …  – (Neugierig worauf?) …
und du freust dich … – (worauf? worüber?)

2. Vergleichende Tilgung
Man vergleicht, sagt aber nicht mit wem oder womit.

… noch mehr … – (mehr als was?) …
… du kannst dich besser fühlen … – (als wer oder was?)
… du gehst tiefer und tiefer … – (tiefer als was oder wer?)
… das Beste, das du tun kannst …

Suggestionsmuster Nr. 14: „Unbestimmte Verben“

Das sind wenig spezifische Zeitwörter, die nicht genau sagen, was sie bedeuten. Sie bleiben auch ohne Erklärung, damit der Zuhörer die genaue Bedeutung dieser Verben sich selbst ausdenkt. Wieder einmal wird eine „Transderivationale Suche“ angeregt.

… wissen …
… spüren …
… geben wird …
… du kannst geschehen lassen …
… du kannst erleben …

Suggestionsmuster Nr. 15: „Universalquantoren“

Universalquantoren sind eine Gruppe von Wörtern, die folgende Charakteristik haben:

  • sie sind universelle Generalisierungen
  • sie haben keinen Bezugsrahmen, es ist nicht klar, worauf oder auf wen genau sie sich beziehen.

Dadurch bleibt es wieder einmal dem Klienten überlassen, nach eigenem Gutdünken festzulegen, wer oder was gemeint ist.

… alle … jeder … irgendein … nichts … niemand … nirgends   … dass dir all das …

… Jeder Gedanke, den du hast, hilft dir, tiefer in Trance zu fallen …
… und es ist immer möglich, die Entspannung zu verdoppeln …
… man kann aus jeder Situation etwas lernen …
… und du bist nie allein …

Suggestionsmuster Nr. 16: „Verletzung der Auswahlbeschränkungen“

Hierbei werden Dingen oder Subjekten Fähigkeiten zugeschrieben, die diese gar nicht haben können. … eine Tomatenpflanze kann sich wohl fühlen…

…  das Wissen ist durstig…
… die Entspannung breitet sich im ganzen Haus aus…
…  die Ruhe durchdringt das ganze Gebäude…
…  wie fühlt sich wohl ein Fisch, der fliegen kann? …
… du bist fit wie ein Turnschuh …

Suggestionsmuster, Nr. 17:  „Syntaktische Mehrdeutigkeiten“

Ein Wort wird für zwei Sätze gleichzeitig verwendet, dadurch entstehen Verletzungen der gewohnten Grammatik. Dies führt zur Verwirrung des Klienten. Das lenkt seinen bewussten Verstand ab, und während er darüber nachdenkt, gehen die Botschaften der Suggestion ungefiltert ins Unterbewusstsein.

… und du sinkst immer tiefer wird die Entspannung …
… mach dich ruhig auf den Weg (weg) vom Alltag …
…  meine Worte wirken weiter wird deine Gedankenwelt, in der …
… es geht manchmal wie im Schlaf jetzt langsam ein …
… in der Nacht, während des Schlafes, entspannst du dich regelmäßig strömt dein  Atem ein und aus …

Suggestionsmuster, Nr. 18: „Verlorener Performativ“

Es handelt sich um Bewertungen, bei denen derjenige, der die Bewertung macht, ungenannt bleibt. Der Klient wird es unbewusst auf sich selbst beziehen. Er kann sich dagegen nicht wehren, weil ja offiziell nichts von ihm verlangt wird. Deshalb braucht/kann er auch keinen Widerstand leisten. Dadurch wird die Suggestion bereitwillig angenommen.

 … es ist leicht … es ist angenehm … es ist wahr …
 … das ist die richtige Art zu entspannen …
 … es ist gut, seine Gedanken loszulassen …
… es eine gute Sache ist, erwartungsvoll zu sein …
… es ist gut, dass du dich so schnell entspannen kannst …

SuggestionsmusterNr. 19: „Präsuppositionen“

… sind Gegebenheiten, die als wahr angenommen werden müssen, damit eine Aussage überhaupt sinnvoll sein kann.

Beispiel: „Hans hat die Äpfel gegessen“

Vornanahmen (= Präsuppositionen): Hans und die Äpfel existieren (bzw. haben zumindest existiert), Hans konnte essen, Hans ist in der Lage Äpfel zu essen, die Äpfel waren essbar (keine Plastik-Äpfel) usw.

… möchtest du dich setzen, bevor du in Trance fällst?…
… ich möchte gerne mit dir etwas durchbesprechen, bevor du es in Trance erleben wirst…
… vielleicht bist du neugierig, welche Seite deines Körpers sich zuerst entspannen wird …
… ich weiß nicht, ob deine rechte oder deine linke Hand sich mit unwillkürlichen Bewegungen  heben wird …
… möchtest du schon vor, oder nach deiner Trance darüber sprechen …
… in dem Ausmaß, wie deine Atmung sich langsam verändert, wirst du dir der besonderen Empfindungen in deinen Fingern und deiner Hand bewusst werden …

Suggestionsmuster Nr. 20:  „Komplexe Äquivalenz“

Zwei voneinander unabhängige Aussagen werden einander in ihrer Bedeutung gleichgesetzt. Das bedeutet: wenn das eine zutrifft, stimmt auch das andere. A = B

… (A) Dein Atem ist ruhig und regelmäßig, und das bedeutet, (B) dass du dich bald sehr wohl fühlen wirst…
… (A) Du kannst denken, (B) also kannst du lernen…
… (A) und da wir alle träumen können, (B) ist es uns möglich, in Gedanken eine Reise anzutreten …
… (A) etwas Neues zu lernen bedeutet auch (B) loszulassen, was jetzt nicht mehr sinnvoll
ist…
… (A) so wie du selbst entscheidest, was du sagst, (B) kannst du auch selbst entscheiden, was du denkst …

Suggestionsmuster Nr. 21: „Konversationelle Postulate“

sind Ja/Nein-Fragen, die statt einer Antwort eine gewünschte Reaktion bewirken

… kannst du bitte selbstständig in Trance gehen, ich komme gleich nach …
… ist dein Handy ausgeschalten? …
… weißt du, wie spät es ist? …
… würdest du hier Platz nehmen? …  

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